Dieter Meurer Preis Rechtsinformatik

Mit dem “Dieter Meurer Preis Rechtsinformatik” erinnern die juris GmbH und der Deutsche EDV-Gerichtstag an die Verdienste von Dieter Meurer († 2000) um die Rechtsinformatik.

Der Preis wird jährlich im Rahmen des EDV-Gerichtstags verliehen.

Mit freundlicher Genehmigung des De Gruyter Verlages über Dieter Meurer

aus dem Vorwort der Gedächtnisschrift für Dieter Meurer, Eva Graul, Gerhard Wolf (Hg.): Gedächtnisschrift für Dieter Meurer, Berlin: De Gruyter 2002; S. XIII

« Geboren wurde Dieter Meurer am 11.8.1943 in Heimersheim an der Ahr als einziges Kind des Kaufmanns Adolf Meurer und seiner Ehefrau Erika. Seine Schulbildung erhielt er in Köln, wo er 1964 das Abitur machte. Ab dem Sommersemester 1964 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln, wo er im Juni 1968 das erste juristische Staatsexamen ablegte. Noch während seiner Studienzeit wurde der bekannte Strafrechtslehrer Richard Lange auf Meurer aufmerksam und stellte ihn nach dem ersten Staatsexamen zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft und dann als wissenschaftlichen Assistenten am Kriminalwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln ein. Und ohne dass er es recht bemerkte, lenkte ihn sein akademischer Lehrer Richard Lange behutsam zur Hochschullehrerlaufbahn hin. Im November 1969 trat Meurer seinen Referendardienst im OLG-Bezirk Köln an, den er teilweise parallel zu seiner Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft Richard Langes versah und im Januar 1973 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen abschloss. Während der Referendarzeit stellte er seine Dissertation über das Thema „Fiktion und Strafurteil“ fertig und wurde im Dezember 1971 promoviert. Auch nach seinem zweiten Staatsexamen war er weiter als wissenschaftlicher Assistent am Kriminalwissenschaftlichen Institut in Köln tätig, zunächst bei Richard Lange und nach dessen Emeritierung im Jahre 1974 bei dessen Nachfolger Hans Joachim Hirsch. Dort habilitierte er sich im Juni 1978 mit der (unveröffentlichten) Monographie „Systematische Studien zum Prinzip der freien Beweiswürdigung im Strafprozeß“ für die Fächer Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtstheorie und Kriminologie. Bereits kurz darauf, nämlich im Februar 1979, erhielt Meurer den Ruf auf den Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie an der Philipps-Universität Marburg, der er trotz eines ehrenvollen Rufs im Jahre 1985 an die Freie Universität Berlin treu blieb. Der Bezug zur juristischen Praxis war Meurer sehr wichtig, weshalb er zunächst von 1982 bis 1991 im zweiten Hauptamt als Revisionsrichter am OLG Frankfurt/Main tätig war. Dann drängte es ihn in die Tatsacheninstanz, und so wechselte er 1991 an das Landgericht Marburg, wo er bis zu seinem Tod im zweiten Hauptamt als Vorsitzender Richter einer Großen Strafkammer (Wirtschaftsstrafkammer) tätig war. Wenige Wochen vor seinem Tod wurde er zur Wahl eines Richters am Bundesgerichtshof vorgeschlagen. Aber auch in Wissenschaft, Lehre, Forschung und Selbstverwaltung war Meurer überaus engagiert. Die Ergebnisse seines wissenschaftlichen Arbeitens hat er in einer großen Zahl von Beiträgen auf dem Gebiet des Strafrechts und Strafprozessrechts publiziert. Außerdem hat er fast vierzig Jahre Doktorarbeiten und zwei Habilitationen (Gerhard Wolf und Eva Graul) betreut. Auch als Lehrer war Meurer sehr beliebt; seine Vorlesungen waren nicht nur wegen der zahlreichen Verknüpfungen, die er mittels seiner umfangreichen Allgemeinbildung herstellte, sehr interessant, sondern wurden immer auch durch espritreiche Pointen aufgelockert. Zudem hat er zahlreiche studentische Exkursionen durchgeführt, die so beliebt waren, dass stets auch eine große Anzahl „Ehemaliger“ teilnahm. Aufgrund seines organisatorischen Talents, seines Engagements und seiner Fähigkeit, andere zu begeistern, ist es Meurer gelungen, die Forschungsstellen Rechtsinformatik, Pharmarecht und Finanzdienstleistungsrecht zu gründen und zahlreiche Drittmittel einzuwerben. So wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft u.a. die interdisziplinären Projekte „Das Wiedererkennen von Personen“ und NS-Justiz in Hessen“ gefördert, und die Volkswagenstiftung hat im November 1999 Sachbeihilfen zu dem Projekt „NS-Justiz in Österreich“ bereitgestellt (im Rahmen dieses Projekts ging die letzte von Meurer veranstaltete Exkursion im März 2000 nach Wien). Außerdem gelang es ihm, die Dr.-Reinfried-Pohl-Stiftung und die Erich-Schulze-Stiftung zu gewinnen, die satzungsgemäß die Philipps-Universität Marburg fördern. Schließlich war Meurer auch in der Selbstverwaltung stets präsent. Zweimal war er Dekan, über zehn Jahre gehörte er dem Konvent der Philipps-Universität als Listenführer der Hochschulunion an und war Mitglied in verschiedenen Ständigen Ausschüssen; als Vorsitzender des Landesverbandes Hessen im Deutschen Hochschulverband vertrat er lange Jahre hindurch die Interessen seiner Kollegen.»

Bisherige Preisträger

  • 2018

    Dr. iur. Sebastian Bretthauer

    Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Informationsrecht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaften und Projektleiter an der Forschungsstelle Datenschutz an der Goethe-Universität Frankfurt a.M. bei Prof. Dr. Indra Spiecker gen. Döhmann, LL.M. sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft (ZAR), Institut für Informations- und Wirtschaftsrecht (IIWR) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Zu seinen Forschungsinteressen zählen das gesamte Öffentliche Recht, Datenschutzrecht und Informationsrecht.
  • 2017

    Frau Prof. Dr. Louisa Specht

    An der Universität Passau hat Frau Prof. Dr. Louisa Specht zu Anfang des Jahres den neu geschaffenen Lehrstuhl für Europäisches und Internationales Daten- und Informationsrecht übernommen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen das Internet- und Medienrecht, das Urheber- und Kunsturheberrecht, der Gewerbliche Rechtsschutz, das Bürgerliche Recht sowie das Persönlichkeits- und Datenschutzrecht.
    Mit dem Preis würdigen der Deutsche EDV-Gerichtstag e.V. und die juris GmbH die Habilitationsschrift von Frau Prof. Dr. Specht zum Thema „Diktat der Technik-Rematerialisierung der Privatautonomie im informationstechnologischen Umfeld“.

    2017

  • 2016

    Dr. Dominik Brodowski, LL.M (UPenn)

    Dr. Brodowski ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter im BMBF-geförderten Projekt „Open Competence Center for Cyber Security – OpenC3S“ am Lehrstuhl von Prof. Dr. Christoph Burchard, LL.M. (NYU) an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Daneben arbeitet er an seiner Habilitationsschrift unter der Betreuung von Prof. Dr. Matthias Jahn, RiOLG und ist zudem Lehrbeauftragter im berufsbegleitenden Masterstudiengang „Digitale Forensik“ der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Er beschäftigt sich im Rahmen seiner Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Rechtsinformatik insbesondere mit Fragen der europäischen und internationalen Verfolgung von Cybercrime sowie mit rechtlichen Fragen zur digitalen Forensik. Dr. Brodowski erhält den Dieter Meurer Preis Rechtsinformatik für seine Dissertation an der Juristischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen zum Thema „Verdeckte technische Überwachungsmaßnahmen im Polizei- und Strafverfahrensrecht – Zur rechtsstaatlichen und rechtspraktischen Notwendigkeit eines einheitlichen operativen Ermittlungsrechts“.
  • 2015

    Jens Heyens, Kai Greshake und Eric Petryka

    Für die Entdeckung einer sicherheitskritischen Fehlkonfiguration einer Vielzahl von Instanzen der Open-Source-Datenbank-Software MongoDB. Im Rahmen ihrer Tätigkeit am Center for It-Security, Privacy and Accountability (CISPA) haben die drei Studierenden der Universität des Saarlandes eine Dokumentation des Sicherheitsproblems veröffentlicht und die zuständigen Meldestellen für IT-Sicherheitsvorfälle informiert.

    2015

  • 2014

    Dr. Philip Chung

    Herr Dr. Chung ist geschäftsführender Direktor des Australasian Legal Information Institute  (AustLII) und Dozent an der juristischen Fakultät der Universität New South Wales, Australien. Herr Dr. Chung erhält die Auszeichnung für seine Dissertation an der Philosophischen Fakultät  der Universität New South Wales mit dem Titel “Overcoming technical challenges in developing a global free-access legal information system for research – the WorldLII experience” .
  • 2013

    John Hendrik Weitzmann

    Herr Weitzmann wurde unter anderem für seine Arbeit in den Bereichen Rechteflussmodelle und maschinenlesbare Rechte-Informationen bei Standardlizenzen (Creative Commons Rights Expression Language) ausgezeichnet.

    2013

  • 2012

    Philipp Naumann

    Herr Naumann erhielt die Auszeichnung für seine Projekte im Rahmen seiner Tätigkeit am Institut für Rechtsinformatik der Universität des Saarlandes.
  • 2011

    Dr. Stephan Walter

    Herr Naumann erhielt die Auszeichnung für seine Projekte im Rahmen seiner Tätigkeit am Institut für Rechtsinformatik der Universität des Saarlandes.

    2011

  • 2010

    Paul Ohm

    Paul Ohm ist Associate Professor des Rechts an der Universität Colorado.
    Der Preis wird ihm für sein Lebenswerk verliehen.
    Professor Ohm beschäftigt sich mit den Gebieten des Datenschutzes, der Computerkriminalität, des Geistigen Eigentums und des Strafverfahrensrechts.
    Er strebt in seiner Forschung und deren Anwendungen eine neue interdisziplinäre Verbindung der Rechtswissenschaften und der Informatik an.

  • 2009

    2009

  • 2008

    Morten Bergsmo und Ralph Hecksteden

    Für die Entwicklung der Case Matrix.
  • 2007

    2007

  • 2006

    Frau Dr. Barbara van Schewick

    Sie ist (Voll-)Juristin und Informatikerin in einer Person.
    Sie wurde für ihre Dissertation „Architecture and Innovation: The Role of the End-to-End-Arguments in the Original Internet” ausgezeichnet, die im September 2004 von der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der Technischen Universität Berlin angenommen wurde.
    Barbara van Schewick ist Mitarbeiterin im Fachgebiet Telekommunikationsnetze der Technischen Universität Berlin und Non-Residential Fellow am Center for Internet and Society der Stanford Law School, USA.
  • 2005

    Uwe Hartleb

    Er wurde ausgezeichnet für die Entwicklung des Systems JUREX.
    Es steht unter http://www.jurexpert.de zum Download bereit.
    Die Preisverleihung fand in diesem Jahr im Rahmen eines Empfangs durch die Oberbürgermeisterin der Stadt Saarbrücken, Frau Charlotte Britz, im Rathausfestsaal statt (Freitag, 23.09.2005, 13.30 Uhr).
    Die Oberbürgermeisterin hat hierzu ein Grußwort übersandt.

    2005

  • 2003

    Axel Benning und Karl-Ulrich Kettner

    Von der Fachhochschule Bielefeld.
    Sie erhielten den Preis für ihr System “Verträge Online”