Moderation: | Florian Strunk, Vorstandsmitglied im Deutschen EDV-Gerichtstag e.V. |
Protokoll: | Protokoll |
9:00 — 9:30 Uhr
Referent: | Andreas Müller, Business Development Manager Governement Market, Crestron Germany GmbH |
Mit der Einführung des papierlosen Verfahrens wird die Nutzung von Medientechnik zur Visualisierung von Dokumenten im Gerichtssaal erforderlich. Die Justiz steht damit vor neuen Herausforderungen. Die eingesetzte Technik muss bedienfreundlich, betriebssicher und skalierbar sein und sich leicht integrieren lassen. Idealerweise können weitere Funktionen eingebunden werden, wie z.B. eine Videokonferenz, die Zeugenvernehmung, Licht und Klimatechnik.
Ein gutes Konzept bietet viele Vorteile, eine Standardisierung hilft Risiken zu vermeiden.
9:30 — 10:00 Uhr
Referent: | Vincente Delas Ramirez, Application Transformation Justice and IOT Manager Fujitsu, Spanien |
Das spanische Gesetz 1/2000 hat die Audio- und Videoaufzeichnung in allen zivilrechtlichen Angelegenheiten verbindlich vorgeschrieben. Der Grund für die Änderung war, die mündlichen Teile des Verfahrens (Anhörungen) transparenter zu gestalten, um Missverständnisse aufgrund ungenauer Transkription oder subjektiver Interpretation des Gerichtssekretärs oder der Stenografen zu vermeiden. Die Aufzeichnungen stellten stattdessen eine genaue Wiedergabe der Verhandlung zur Verfügung und ersetzten jede Schreibmaschine.
Aufgrund des Erfolgs dieser Maßnahme erschien einige Jahre später ein neues Gesetz (Gesetz 13/2009), das die Aufzeichnung in allen Arten von Verfahren verbindlich vorschreibt und die schriftliche Aufzeichnung durch eine digital signierte Aufzeichnung ersetzt. Nun hat diese digital signierte Aufzeichnung den Stellenwert eines Sitzungsprotokolls. Fujitsu entwarf ein System namens ARCONTE, das bei den spanischen Gerichten weit verbreitet ist und das die gesamte Aufzeichnung, Speicherung, Unterzeichnung, Streaming, Verteilung und den Zugang zu Gerichtsverhandlungen übernimmt. Im Vortrag werden die Systemarchitektur und Funktionalität sowie weitere Aspekte (erzielte Ergebnisse, Einsparungen, Änderungsmanagement…) im Zusammenhang mit der Einführung eines solchen digitalen Transformationsprojektes der Gerichte vorgestellt, das auf der langjährigen Erfahrung von Fujitsu in diesem Bereich basiert.
10:00 — 10:30 Uhr
Referenten: | Martin Musiol, Dipl. Ing., Vorsitzender Richter am Bundespatentgericht, Referatsleiter,München |
Arne Bieringer, Diplom Phys., Richter am Bundespatentgericht, München |
Das Bundespatentgericht verhandelt bereits seit 2011 in „elektronischen“ Gerichtssälen. Aus den ursprünglich zwei Pilotsälen sind zwischenzeitlich fünf Säle unterschiedlicher Größe und Ausstattung hervorgegangen. Die dort im praktischen Einsatz gewonnenen Erfahrungen und darauf aufbauende Planungen werden sowohl aus richterlicher als auch aus technischer Sicht vorgestellt.
Im Fokus des Vortrages stehen dabei die mit der Visualisierung von Sitzungsinhalten eng verbundenen Aspekte der Datenübernahme aus der Vorinstanz, deren Aufbereitung und Nutzung im Kollegialverfahren sowie die Bereitstellung durch und für die Beteiligten bzw. die Öffentlichkeit. Auch technische und ergonomische Details einer die mündliche Verhandlungssituation unterstützenden innenarchitektonischen Integration der Kommunikations- und Informationstechnik in das modulare Ausstattungsdesign werden in diesem Zusammenhang näher erläutert.