Allgemeines Datenaustauschmodell für Urteile — SGML
Zeit: | Donnerstag, 2. April 1998, 11.00 Uhr |
Ort: | HS 117 |
Moderation: | Herr Professor Dr. Herberger |
Referenten: | Herr Dr. Kraft NN |
SGML-Einatz in Verlagen
Ein Überblick über medienneutrale Datenhaltung
Im Informationszeitalter sieht sich der Verlag sieht sich einer neuen Rolle. Einerseits ist gewinnt die schnelle präzise Information zunehmend an Bedeutung. Andererseits sind die Publikationskosten in Zeiten des Internets nicht mehr der Faktor, der eine Qualitätsselektion herbeiführt, wie dies zur Zeit des Buchdrucks noch der Fall war. Heutzutage muß der Verlag qualitativ hochwertige Informationen schnell, präzise und komfortabel anbieten. Dabei müssen die Informationen auf dem Medium präsentiert werden, die der Kunde für seine Informationsbeschaffung für geeignet hält.
Jedes dieser Medien kennt seine eigenen Mechanismen für die Präsentation einer Information. Will man dieselbe Information auf mehreren Medien präsentieren, so reicht es nicht aus, die Form der Präsentation verfügbar zu halten, sondern deren eigentliche Bedeutung. So ist es kaum von Bedeutung, daß der Leitsatz eines Urteils in hervorgehobener Form dargestellt wird. Vielmehr ist der Kernpunkt, daß in diesem Textbereich die Essenz der folgenden Seiten zu vermuten ist. Wer also an einer schnellen oder gezielten Information interessiert ist, wird seine Suche und seine Lektüre womöglich auf diesen Textbereich beschränken.
Die Generalized Markup Language “GML” wurde im Jahre 1969 von Charles Goldfarb, Edward Mosher und Raymond Lorie anläßlich eines juristischen Projektes bei IBM entwickelt. 1986 wurde sie zum ISO-Standard (seither SGML). SGML liegt das Prinzip zugrunde, alle im Text erkennbaren Informationsteile unabhängig von ihrer späteren Darstellung nur gemäß ihrer eigentlichen Bedeutung auszuzeichnen. Auf diese Weise, so die Annahme, muß die Information auf allen denkbaren Medien optimal zugänglich und darstellbar sein. Die Auszeichnung erfolgt in einer auch für den Anwender noch lesbaren Syntax. Das populärste Derivat von SGML ist HTML, die Sprache des World Wide Web. HTML läßt allerdings das eigentliche Grundkonzept der Auszeichnung von Inhalten anstelle der Formatierung zunehmend vermissen. Aus diesem Grunde wurde vor kurzem XML aus SGML abgeleitet. Eine Untermenge von SGML, die leicht zu handhaben ist, aber das Grundprinzip nicht in Frage stellt.
Gerade in jüngerer Zeit versuchen Verlage ihre Daten für die Publikation auf mehreren Medien in SGML vorzuhalten. Man spricht von “medienneutraler” oder “strukturierter” Datenhaltung. Neben der Internen Datenhaltung kann SGML aber auch für den Austausch von Daten zwischen Verlagen, die Anlieferung von Daten durch Informationsproduzenten (z.B. Gerichte) oder für die Lieferung von Daten an Endabnehmer eine erhebliche Rolle spielen. Dabei kennt SGML durch die Technik der Document Type Definition (DTD) ein wirksames Verfahren, die Mindestanforderungen an bestimmte Daten zu normieren. Es muß deshalb ein naheliegendes Anliegen des EDV-Gerichtstages sein, eine Normung für den Datenaustausch von juristischen Texten, insbesondere von Gesetzen, Gerichtsentscheidungen und Schreiben, in Form einer DTD zu verabschieden.
Der Vortrag wird in die Grundkonzepte von SGML einführen. Er wird zudem einen Abriß der SGML-Produktionsschritte für das Erzeugen vielfältiger Medien innerhalb eines Verlages präsentieren.