Aber zuvor eine methodische Bemerkung:
Wir alle wissen aus der Informatik, daß man Projekte „bottom up“ oder „top down“ in Angriff nehmen kann. Früher hätte man von induktiver und deduktiver Vorgehensweise gesprochen. Im ersten Fall beginnt man (vereinfacht gesagt) mit konkreten Beispielen, im zweiten Fall mit abstrakt-generellen Regeln. Diese Unterscheidung ist auch dem juristischen Denken nicht fremd. Die beiden einschlägigen Denktypen bezeichnet man heute gern als „case based reasoning“ und „rule based reasoning“.
Soweit methodisch schön und gut.
Der Vorstand des EDV-Gerichtstages hatte bei seiner vorbereitenden Sitzung „bottom up“ gearbeitet und so der Reihe nach die einzelnen Arbeitskreise entworfen, die das diesjährige Programm bilden. Am Ende blieb keine Zeit mehr, als krönenden Abschluß ein allgemeines Motto über all diese Einzelthematiken zu setzen.
Beim nachgehenden Nachdenken drängte sich dann kein solches Motto mehr auf und ein zündender diesbezüglicher Gedanke stellte sich auch nicht ein. Hätten wir unsere Sitzung „top down“ konzipieren sollen, um das zu vermeiden? Dann hätten wir vielleicht am Ende ein Motto, aber keine Arbeitskreise gehabt, was sicher die deutlich schlechtere Lösung gewesen wäre.
Aber Scherz beiseite:
Vielleicht ist die Situation, in die wir nun geraten sind, ganz charakteristisch für die gegenwärtige Lage im ejustice-Umfeld. Wir wissen viel über konkrete Probleme und deren Lösung (hoffentlich), aber der große Rahmen, in den sich alles fügen soll, ist nicht leicht auf einen Nenner zu bringen.
Skeptiker würden nun sagen:
Da seht Ihr es, Ihr habt alle Teile in der Hand, es fehlt Euch aber das einigende Band.
Als Optimist kann man aber auch sagen:
EDV-Gerichtstage sind gute Denkstätten, um über die geduldige Arbeit an Einzelkonstellationen zu einem klareren Bild des Ganzen zu gelangen, soweit dies eben geht.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine gute gemeinsame Arbeit, sei es nun „bottom up“ oder „top down“.
Saarbrücken, den 26.8.2008
Maximilian Herberger |