Lade Veranstaltungen

« Alle Veranstaltungen

  • Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.

„Court as a service and not a place?!“ – Zivilgerichte im digitalen Umbruch

15. September 2023 | 9:00 10:30

Universität des Saarlandes, Geb. B 4.1, Hörsaal 0.19

Die Zivilgerichtsbarkeit steht durch den unaufhaltsamen digitalen Fortschritt, vielfältige Legal-Tech-Innovationen und neue anwaltliche Geschäftsmodelle vor einem kaum vorstellbaren Umbruch. Dabei belegt die umfangreiche, vom Bundesjustizministerium beauftragte Studie zu den rückläufigen Eingangszahlen in Zivilsachen im Ergebnis nur, was bereits seit einigen Jahren offensichtlich ist: Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Wirtschaft empfinden das Angebot der Justiz zunehmend als nicht mehr zeitgemäß.

Es bedarf daher einer grundlegenden Neuausrichtung, die das Selbstverständnis der Justiz ebenso umfassen muss wie ihre Leistungsfähigkeit, ihre Transparenz und eine kontinuierliche Veränderungsbereitschaft. Welche Aufgaben, Funktionen und Ausgestaltung hat der Zivilprozess in einer digitalisierten Gesellschaft? Wie schaffen wir es, das Vertrauen der Gesellschaft in die unabhängige Ziviljustiz und damit in einen modernen und starken Rechtsstaat zu sichern? Wie müssen Gerichte in Zukunft kommunizieren und verhandeln, um nicht zum analogen Fremdkörper zu werden? Fragen wie diese werden in letzter Zeit immer intensiver diskutiert. Von Prof. Richard Susskind, britischer Jurist, Autor und Vordenker der digitalen Transformation des Rechts, sind sie mit der Formulierung „Is court a service or a place?“ bereits im Jahr 2019 treffend zusammengefasst worden („Online Courts and the Future of Justice“, Oxford University Press, 2019).

Wir wollen gemeinsam erörtern, wie ein solcher „service“ der deutschen Justiz aussehen könnte, wie sich der Zugang der Bürgerinnen und Bürger zu den Zivilgerichten verbessern lässt und wie es gelingt, den bevorstehenden Umbruch als interdisziplinäre Aufgabe zu bewältigen, in die sich die verschiedenen Akteure des Rechtsmarkts aktiv einbringen.

Die Moderation des Workshops übernimmt Stefanie Otte, Präsidentin des Oberlandesgerichts Celle.

Referenten:

Dirk Hartung ist Executive Director des Centers for Legal Technology and Data Science an der Bucerius Law School in Hamburg. Er verantwortet mit den Bucerius Legal Tech Essentials das weltweit größte Online-Ausbildungsprogramm in diesem Bereich. Seine normative Forschung beschäftigt sich mit Legal Technology insbesondere im Marktordnungs-, Anwalts- und Prozessrecht sowie in der Rechtsvergleichung und dem Bürgerlichen Recht. Daneben liegen seine Forschungsinteressen in der quantitativen Rechtswissenschaft, der Rechtsinformatik, sowie in Data Science und Natural Language Processing in der rechtswissenschaftlichen Domäne. Gemeinsam mit der Boston Consulting Group veröffentlicht er außerdem regelmäßig Analysen des Rechtsmarkts, z.B. zu Legal Technology (2016) und Legal Operations (2018) und zuletzt gemeinsam mit dem Legal Tech Verband Digital Justice (2022).“

Dr. Bernhard Waltl ist Informatiker. Er ist spezialisiert auf die Analyse rechtlich relevanter Dokumente, z.B. Gesetze, Verträge, Urteile, etc. unter Verwendung von computergestützten Methoden, insbesondere Natural Language Processing (NLP) und Text Mining. Er ist Mitbegründer des Liquid Legal Institute e. V. (www. liquid-legal-instistute.org), das praktische Herausforderungen von LegalTech und die digitale Transformation des Rechtsgeschäfts fokussiert. Er ist Mitglied des Wirtschaftsbeirats der Deutschen Gesellschaft für Informatik.

Präsentation Dr. Bernhard Waltl

Sebastian Gutzeit hat Jura an der Universität Passau studiert. Parallel dazu absolvierte er sowohl ein LL.B. als auch ein LL.M. Studium an der University of London. Er ist Referendar am OLG München und zudem seit 2021 Mitglied von recode.law. Dort war er bis 2023 im Vorstand.

Moderation:

Stefanie Otte, Präsidentin des Oberlandesgericht Celle