Referenten: | Dr. Pierre Zickert, Kanzlei Hengeler Mueller, Frankfurt |
Elena Scepankova, wissenschaftliche Angestellte am Lehr stuhl von Professor Mattes an der TU München | |
Jörn Erbguth, Dipl. Informatiker und Jurist, Berater für Rechtsinformatiksysteme, Promovend an der Universität Genf zur Blockchain im Bereich Information System Science | |
Moderation: | Dr. Thomas Lapp, Rechtsanwalt und Mediator, IT-Kanzlei dr-lapp.de, Frankfurt |
Prof. Dr. Christoph Sorge, juris Stiftungsprofessur für Rechtsinformatik, Universität des Saarlandes | |
Präsentationen: | Präsentation-Erbguth |
Protokoll: | Protokoll-Legal-Tech |
Klassische Verträge werden manuell entworfen, manuell interpretiert und manuell ausgeführt. Legal Tech bietet die Möglichkeit, alle drei Vorgänge zu automatisieren. Die Textautomatisierung ist ein Werkzeug zum IT-gestützten Entwurf von Vertragstexten. Die Dokumentanalyse erlaubt es, Vertragstexte automatisiert zu klassifizieren und zu modellieren. Smart Contracts dienen zur automatisierten Ausführung von Verträgen.
Der Vortrag widmet sich der Textautomatisierung, die es ermöglicht Verträge und Texte jeglicher Art so zu programmieren, dass in einer vorgeschalteten Eingabemaske der Inhalt des zu erstellenden Dokuments bestimmt wird. Im Idealfall beeinflussen wenige Eingaben eine Vielzahl von Textstellen in ihrer jeweiligen – grammatisch richtigen – Flexion. Die erkennbar größten Vorteile der automatisierten Dokumentenerstellung sind die Zeitersparnis und die gesteigerte Qualität der Dokumente. Bei der Erstellung ist die Konzentration allein auf den Inhalt der Texte und nicht auf unzählige, sich wiederholende und anzupassende Textstellen gerichtet. Auf diese Weise können qualitativ hochwertige und fehlerfreie Dokumente produziert werden, die ein starkes und sofort sichtbares Qualitätsmerkmal auch im Außenauftritt darstellen.
Obwohl bereits in den 1970ern die ersten Textautomatisierungs-Produkte erschienen sind, wird die Text- und Vertragsautomatisierung — auch mit Blick auf die wachsende Legal-Tech-Szene — im juristischen Bereich eher verhalten eingesetzt. Die Gründe liegen oftmals an den verkannten Vorteilen einer Textautomatisierung, dem falsch eingeschätzten Einführungsaufwand oder den ersten (typischen) Problemen, die ein solches Projekt pauschal in Frage stellen.
Entsprechend wird der Vortrag (1) die Vorteile von Textautomatisierungslösungen darstellen, (2) eine Struktur zur Einführung einer Text-/Vertragsautomatisierung definieren und (3) die typischen Probleme aufzeigen, die durch vorausschauende Planung umgangen werden können. Der Schwerpunkt des Vortrags liegt in der effektiven Steuerung von Textautomatisierungs-Projekten.
Dr. Pierre G. Zickert studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Kiel, Strasbourg und Oxford. Das Referendariat absolvierte er in Berlin und Frankfurt. Die Promotion zum Thema „Regulierung des Hochfrequenzhandels in US- und EU-Aktienmärkten“ erfolgte an der LMU München. Als Projektleiter führte er kanzleiweit eine Textautomatisierungslösung bei CMS Hasche Sigle ein, wo er von 2012 bis 2016 beschäftigt war. Seit 2017 ist er als Rechtsanwalt für die Kanzlei Hengeler Mueller in Frankfurt tätig und berät Banken sowie Unternehmen im Bank- und Kapitalmarktrecht. Schwerpunkte seiner Tätigkeit liegen in den Bereichen Unternehmensfinanzierung (Syndizierte Finanzierungen, Schuldscheindarlehen, Anleiheemissionen und andere Finanzierungstransaktionen), Bankaufsichtsrecht, Zahlungsdienste und Derivate.
Informatiker der Technischen Universität München und Rechtswissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität arbeiten im Rahmen des Projekts LEXALYZE zusammen, um innovative Technologien zur Extraktion, Klassifizierung, Quantifizierung, Modellierung und Visualisierung linguistischer und semantischer Informationen zur Unterstützung konkreter juristischer Arbeitsprozesse anzuwenden, zu bewerten, zu integrieren und weiterzuentwickeln.
Wir stellen die bisherigen Ergebnisse dieser Zusammenarbeit vor und laden etablierte und neue Akteure im Rechtswesen zur interdisziplinären Zusammenarbeit ein.
Elena Scepankova studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Konstanz und Freiburg und arbeitete an der Universität Zürich, am Bundesministerium des Innern sowie als Richterin am Verwaltungsgericht Stuttgart. Seit 2016 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Professor Mattes an der Technischen Universität München und forscht im Rahmen des LEXALYZE-Projekts an der Schnittstelle von Rechtswissenschaft und Informatik.
Smart Contracts sind Verträge, die als Programmcode formuliert sind. Dadurch ist es möglich, Szenarien automatisiert zu simulieren. Das ist besonders hilfreich bei einer großen Anzahl an Verträgen oder bei komplexen Verträgen. Effizienzgewinne ergeben sich insbesondere bei Due Dilligence, dem Vergleich von Vertragsvarianten, der Beurteilung der Auswirkungen von Vertragsänderungen oder die Evaluierung der Effekte aktueller Rechtsprechung. Auf der Blockchain zeichnen sich Smart Contracts durch die autonome, gesicherte und transparente Ausführung aus. Eine Einflussnahme von außen ist ausgeschlossen.
Der Vortrag erläutert, in wie weit „Smart Contracts“ juristische Verträge sind, vermittelt an Hand eines einfachen Beispiels die Funktionsweise von Smart Contracts auf der Blockchain und beleuchtet Problemfelder.
Jörn Erbguth ist Jurist (1. Staatsprüfung), Diplom-Informatiker und udis-zertifizierter Datenschutzbeauftragter. Er bietet Beratung zu Legal Tech Themen an mit einem besonderen Fokus auf Blockchain und Smart Contracts. An der Uni Genf promoviert Herr Erbguth aktuell zum Thema Blockchain und Governance.